Fünf Jahre und 1,8 Mio. Euro waren nötig, um den ersten Modellturm aus Holz fertigzustellen. Für einen Windpark, wohlgemerkt, anstelle der üblichen Stahltürme. Mittlerweile steht die Fertigstellung des ersten „Timber Tower“ in Hannover unmittelbar bevor. Ende Mai 2012 nimmt der 100 m hohe Holzturm der Timber Tower GmbH seinen Betrieb auf.
Die Aussicht auf Erfolg ist beachtlich und verspricht nicht nur enorme Kosteneinsparungen bei der Stromerzeugung – wenn diese auch durchaus beachtenswert sind.
Im besten Fall sinken die Erzeugerkosten von Windstrom auf unter 5 Ct/kWh, was in etwa dem Preisniveau von Atomstrom entspricht. Deutlich höhere und dadurch effizientere Türme, erhebliche Kosteneinsparungen bei gleichzeitig doppelter Lebensdauer (mindestens 20 Jahre) sind Aussichten, die bereits in Schwellenländern wie Indien und Brasilien großes Interesse geweckt haben.
Die Konstruktion
Die Hauptbestandteile des mehreckigen, innen hohlen Holzturmes bilden 54 Platten aus Sperrholz. Als tragendes Element werden die 30 cm dicken, 6m und 15m hohen Platten zunächst für die Montage verschraubt und nach dem Aufbau verleimt. Die untersten Holzelemente werden außerdem in einem Stahlbetonfundament verschraubt. Optimalen Schutz vor Wind und Regen garantiert die speziell gefertigte Membran aus Kunststoff, die außen auf die Platten aufgetragen wird. Innen bleiben diese jedoch unbehandelt – so kann das Holz atmen und die Feuchtigkeit regulieren. Wie verschiedene Tests und Gutachten belegen, ist Holzfäule deshalb nicht zu befürchten.
Holz schlägt Stahl
Angesichts der Vorteile von Holztürmen dürfte die Zahl der Timber Towers in absehbarer Zeit erheblich steigen. Dies liegt zunächst einmal an der erreichbaren Turmhöhe. Je höher der Turm, desto effizienter der Windpark. Während Stahltürme maximal 120 m erreichen, lassen sich mit Holztürmen Höhen von bis zu 200 m errichten. Dies liegt vor allem am Transportproblem, das ein Stahlturm mit sich bringt.
Der maximale Fußdurchmesser beträgt 4,20 m, da andernfalls zum Beispiel Autobahnbrücken zum unüberwindbaren Hindernis werden. Ein Timber Tower wird dahingegen erst im Windpark gebaut, was eine problemlose Einzelteillieferung mit Standardcontainern erlaubt, statt kostenintensiver Spezialtransporte, wie beim Stahlturm. Neben deutlich höherer Effizienz und niedrigeren Transportkosten spielen auch die Materialkosten ebenso wie die Materialbeschaffung eine entscheidende Rolle. So gestalten sich Preisvorhersagen aufgrund der hohen und erheblich schwankenden Stahlpreise eher schwierig.
Fazit
Äußerst effizient, deutlich geringere Kosten und wesentlich höhere Türme – mit dieser neuen Turm-Generation können zukünftig auch vergleichsweise windarme Regionen, wie Süddeutschland, von der Windkraft profitieren. Eine zukunftsweisende Technologie, die uns sicher vielerorts begegnen wird.
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